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J.Maulbetsch

Blog: "Literatur - oder was man dafür halten kann"

Im Supermarkt des Lebens gehen wir Tag für Tag unseren Weg durch die Regale voller Waren. Bleiben hier und da stehen, schauen uns etwas genauer an und entscheiden uns dann, ob wir es gebrauchen können, oder nicht.
Das was du aus diesem Blog an Ideen gebrauchen kannst, nimm für dich mit. Alles andere lass getrost liegen.


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2019-05-29

Ein guter Mensch stirbt….

Ein guter Mensch stirbt….
 
…und landet im Jenseits vor einem allmächtigen Wesen, welches wir Menschen mit dem Begriff „Gott“ uns fassbar zu machen versuchen.

Dieses Wesen spricht zu dem guten Menschen: „Dich werde ich nicht ohne Grund in das Paradies des Lebens aufnehmen. Und weisst du auch wieso?“

Der gute Mensch war sichtlich erfreut, dass dieses Allmächtige Wesen seine guten Taten zur Kenntnis nahm und begann sogleich zu antworten: „Aber ja doch. Mein Leben lange habe ich es vermieden den Religionen zu verfallen. Auch akzeptierte ich ihre Vielfalt, denn sie Sprechen im Kern alle vom selben: Dem Leben, seinem Wesenskern, von dir. Und dir unbeschreiblichem Wesen wollte ich keinen Namen geben, dich nicht richten und tat es mit anderen Menschen auch. Auch diese wollte ich nicht richten und unabhängig ihrer Geschichte und Erfahrung ihr Handeln beurteilen. Habe es tunlichst vermieden in Geschwätz zu versinken. Habe tunlichst vermieden nur vom Guten zu sprechen, sondern stattdessen danach zu handeln, damit nicht nur ich etwas davon habe, sondern andere auch. Vermieden hatte ich es, etwas vorschnell das Schildchen Gut und Schlecht anzuheften, ohne die Umstände zu Prüfen. Ständig habe ich so nach den Geboten des Lebens versucht zu leben und Hass in Liebe verwandelt. Zu geben um des Gebens willen. Innere Kämpfe geführt, um den Leidenschaften zu entsagen, um Natur und Menschen in meiner Umgebung Gutes zu tun. Und von allen die nicht mit mir diesen Weg gehen wollten, habe ich mich los gesagt. All diejenigen die mir nicht zur Selbsthilfe helfen wollten und die sich in ihrer Selbsthilfe nicht helfen lassen wollten, von all denjenigen habe ich Abstand genommen und mich mit Menschen zusammen getan die genau wie ich das Leben lieben.
Ich danke dir dafür, dass all mein Leid sich auszuzahlen beginnt und du mich wegen all dessen zu dir ins Paradiese holst.“
 
Wie der Mensch verstummte wurde es still. Sehr still. Mit einem Vibrieren gab das lebendige Wesen der Stille einen alles durchflutenden, warmen Klang und sprach: „Nein, nicht deswegen werde ich dich ins Paradies lassen. Das alles ist völlig belanglos. Erinnerst du dich noch an den Tag, an welchem du wütend warst weil das Leben nicht nach deinen Vorstellungen verlief? Der Abend an welchem du im Bette lagst und nicht einschlafen konntest, an diesem heißen Sommertag?
Erinnerst du dich daran, dass du das Licht anknipstest, damit du die Stechmücke endlich zerquetschen kannst, die dich zu alledem nervte? Erinnerst du dich, dass diese bereits auf deinem Arm saß und sich an deinem Blut nährte? Erinnerst du dich daran, dass du bereits ausgeholt hattest und im Anflug der Hand abbrachst und zum Fenster gingst, diese Mücke in die Freiheit der dunklen Nacht entließest, als sie satt war?
Deswegen und allein deswegen, wirst du in das Paradies des Lebens aufgenommen werden.“

Und es geschah, wie es gesprochen wurde.

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