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J.Maulbetsch

Blog: "Literatur - oder was man dafür halten kann"

Im Supermarkt des Lebens gehen wir Tag für Tag unseren Weg durch die Regale voller Waren. Bleiben hier und da stehen, schauen uns etwas genauer an und entscheiden uns dann, ob wir es gebrauchen können, oder nicht.
Das was du aus diesem Blog an Ideen gebrauchen kannst, nimm für dich mit. Alles andere lass getrost liegen.


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2019-05-13

Vom Hassen und vom Lieben

Vom Hassen und vom Lieben – Nur wer Hassen kann, kann wahrhaft lieben lernen
 
Man mag glauben, der Hass sei das Gegenteil von Liebe. Mit diesem Irrtum tappt man in die altbekannte Falle des Schwarz-Weiss Denkens und dreht sich im Kreise, indem man der Liebe den Zettel „Gut“ anheftet und dem Hass den Zettel „schlecht“. Man verlagert das Problem, was es mit diesen Begriffen auf sich hat, auf zwei andere Begriffe. Mit dieser Art des geistigen Outsourcens kommt man der Wirklichkeit keinen Schritt näher, im Gegenteil, man verschiebt bloß Meinungen innerhalb seiner eigenen, dadurch immer kleiner werdenden, Vorstellungswelt.

Wenn die Liebe der harte steinige Weg ist, dann ist der Hass die kurze, bequeme und direkte Autobahn

Das Grundprinzip des Lebens ist: Leben. Punkt. Es kann nur das angezweifelt, verneint, getötet werden, sterben, vergehen, „aus dem Leben scheiden“, was lebt, was existiert, was: ist. Um ins Leben zu kommen ist Sexualität notwendig: Das Polarisieren des Neutralen, indem Spannung erzeugt wird. Nehmen wir Atome als Metapher, welche elektrisch neutral sind und zu ihrer Spannung kommen, indem Elektronen vom Gesamtgebilde herausgelöst und in einem speziellen Kondensator, welcher zur Batterie wird, gespeichert werden. Auf der einen Seite haben wir einen Kernüberschuss und einen Elektronenmangel, auf der anderen Seite haben wir einen Elektronenüberschuss und einen Kernmangel. Das einzige was zum Ausgleich fehlt ist: Die Verbindung. Im Moment der Verbindung kann die Energie fließen und es kommt zur Entspannung. Dieser Vorgang ist das, was wir als Orgasmus kennen. Das Aufladen der Batterie das, was wir als Sexualität bezeichnen.

Als Hass bezeichnet man gemeinhin das, was die direkte, die unmittelbare Entladung dieses Spannungsverhältnisses darstellt und wir mit dem Zettel „Böse“ versehen haben, da diese Entladung, wenn sie uns in diesem Sinne als Hass erscheint, meist mit Gewalt verbunden ist. Man kann sagen, der Hass ist die direkte Entladung im Sinne eines Kurzschlusses. Im Augenblick dieser Entladung offenbart sich, worüber die Spannung abfließt. Es ist ein wunderbarer Augenblick, in welchem man sich nicht nur selbst und das Leben erkennen kann, sondern direkt und unmittelbar mit dem Leben selbst verbunden wird. Diese Spannungsverhältnisse und Entladungswege rücken das ins Licht des Bewusstseins, was sonst im Schatten unseres Geistes verborgen geblieben wäre. Dabei können die ursächlichen Einflüsse der Spannungen sich bereits über Jahre hin, langsam aufgestaut haben und rein gar nichts mit der aktuellen Situation zu tun haben. Das ist, was ich mit „Schatten im Geist“ meine. Und diese Zwiebel haben wir zu schälen.

Liebe, im Sinne des Lebens, ist nichts weiter als die fließende Energie selbst. Das was wir als das Gegenteil des Hasses empfinden ist nichts weiter als eine fließende Energie, welche die Arbeit verrichtet, die wir im Lichte der Dualität mit dem Zettel „Gut“ versehen haben.

Das worum es im liebenden Leben geht ist folgendes: Das Abfließen lassen der Energie auf Pfaden und Wegen, welche im Sinne des Lebens sind. Doch erst im Augenblick des Kurzschlusses, den wir all zu Oft als „Hass“ bezeichnen, können wir anfangen wahrhaft zu lieben.

Was heißt „im Sinne des Lebens“? Im Leben gibt es das was wir als „Macht“ bezeichnen. Dieses Gefälle kommt zustande, weil Energie zum Fließen immer ein Gefälle braucht. Wie Hanna Arendt so schön herausgearbeitet hat, stellt der Gebrauch von Gewalt immer einen vorherigen Verlust von Macht dar. Nur derjenige, welcher keine Macht mehr hat, setzt auf Gewalt. Der andere bringt uns dazu, ihn hassend (oder auch „liebend“) zu -machen-; ein klassischer Machtverlust. Die Machtfrage ist knifflig wie einfach: Götter haben nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten. Punkt. Das heißt nichts anderes als: Es liegt an den „Göttern“, welche Pfade die fließende Energie nimmt. Macht ist dabei untrennbar mit dem Erkennen der „Wahrheit“ verbunden. Nur wer „weiss wie der Hase läuft“ hat wahrhaft Macht. Je Mächtiger ein Gott, desto umfassender sein Blick, desto mehr weiss er, desto mehr erkennt er, desto mehr ist er die „Wahrheit“. Woher weiss nun ein Gott, dass er auch Pflichten hat? Ganz einfach: er muss leiden, um zu begreifen sich an diejenigen Regeln zu halten, welche die Lebensenergie in den sanften und beständigen Kreislauf des Lebensbaumes leiten. Und in diesem Wissen erkennt jeder Gott: Es gibt immer etwas, das mächtiger ist als er selbst. Und wenn es nur das Hamsterrad ist, in welchem der Gott dahin läuft und glaubt, dass es ständig nach oben geht. Man -macht- das Rad laufend.

Tritt man für einen Moment beiseite und erkennt die Spannung zwischen dem anstrengenden Laufen und dem ruhigen draußen stehen und erkennt diesen sinnlosen Kreislauf, kann man die Energie die man dafür verbraten hat sinnvoll dort hin -machen-, investieren, so dass das Ge-machte Früchte trägt, die in ihrem Entspannen neue Möglichkeiten bieten aus immer neuen Kurzschlüssen herauszutreten; anstatt ständig alte wiederholen zu müssen, da man unfähig zur Investition dieselben Handlungspfade wieder und wieder macht und weiter im Hamsterrad dahinrennt und diese Autobahn für das Leben hält.
 
Zusammengefasst besteht das Leben aus dem polar und in sich tanzenden Fluss des Lebens, welchen man sich als Energiefluss vorstellen kann und die Grundlage für das Zusammenspiel aus Spannung und Entladung darstellt. Dieser Fluss kann sich in einem Kurzschluss entladen. Geht dieser Kurzschluss Pfade die mit unmittelbarem Entladen in Gewalt verbunden sind, empfinden wir es als Hass. Bringt der Kurzschluss Pfade mit sich, welche wir als Gut empfinden, nennen wir es Liebe. Beides ist eine Illusion, beides ist „Hass“ und der Beginn, das Fundament dessen, was wahrhafte Liebe darstellt. Hier können wir beginnen aus dem Kurzschluss herauszutreten und bewusst die Pfade einschlagen, welche im Sinne des Lebens sind. Hier können wir beginnen zu Invesiteren. Hier können wir die breite Autobahn verlassen und den unwegsamen Pfad einschlagen, welcher uns so viel mehr zu bieten hat, so viel mehr Möglichkeiten eröffnet, als das stumpfe abstempeln von Situationen mit: „Gut“ - „Schlecht“ in der immer kleiner und enger werdenden Vorstellungsblase des Hamsterrades.

Admin - 08:41:23 | Kommentar hinzufügen

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