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J.Maulbetsch

Blog: "Literatur - oder was man dafür halten kann"

Im Supermarkt des Lebens gehen wir Tag für Tag unseren Weg durch die Regale voller Waren. Bleiben hier und da stehen, schauen uns etwas genauer an und entscheiden uns dann, ob wir es gebrauchen können, oder nicht.
Das was du aus diesem Blog an Ideen gebrauchen kannst, nimm für dich mit. Alles andere lass getrost liegen.


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2019-04-02

Von Adam, Eva und Lillith

Von Adam, Eva und Lillith

Die Geschichte von Adam und Eva dürfte jedem bekannt sein, da dieser Teil der alten Tora-Rollen in die Bibliothek der Bibel aufgenommen wurde. Bei der Bibel handelt es sich um eine Form der Bibliothek, in welcher allerlei Schriften von Gelehrten und Weisen zusammengetragen wurden. Bei den einzelnen Büchern handelt es sich um Schriftstücke die von Menschen für Menschen sind, um das fassbar und begreifbar zu machen, was man nicht fassen und begreifen kann. Wie in jeder guten Bibliothek obliegt der Inhalt den Händen derjenigen, welche die Bibliothek bestücken und verwalten. Und so fällt diese Bibliothek, ob bewusst oder unbewusst, unter das Messer der Zensur.

Eine Geschichte die es nicht in die Bibel schaffte, weil sie damals wie heute die Menschen verwirrt, fanatisiert und erstaunt, ist die Geschichte von Lillith:

Nachdem Gott die Welt erschaffen hatte und das Paradies vor sich sah, setzte er zwei Menschen hinen: Einen männlich und einen weiblich, die sich ebenbürtig, gleich, auf Augenhöhe und unabhängig voneinander waren: Adam und Lillith. Beide lebten ein Leben wie man es sich im Paradies nur vorstellen kann und da beide Gleichberechtigt und auf Augenhöhe waren, konnten sie tun und lassen wie es ihnen beliebte und fanden doch immer wieder zueinander zurück, da sie sich jedes Mal aufs Neue dafür entschieden. Keiner war vom anderen abhängig und so musste keiner Angst haben den anderen zu verlieren. Wieso auch, beide hatten doch alles was sie brauchten und ein jeder konnte über sich und sein Leben bestimmen wie er wollte, ohne den anderen zu beschneiden. Es gab kein Drängen und kein Verdrängen, kein Oben und Unten. Die Blumen wurden dort gelassen und bewundert wo sie wuchsen, nicht einfach ausgerissen, in eine Vase gesteckt um sie dort haben zu können wo man sie haben wollte, nur um nach dem verwelken neue auszureißen.

Egal welche Variante man sich erzählt und wem man die Schuld in die Schuhe schieben möchte, das Drama beginnt mit einem Streit. Vielleicht ist es ja genau dieser kindische Streit der Schuldzuweisungen, ob Lillith die Böse war, oder Adam. Der Streit führte letztendlich dazu, dass Lillith sich auf und davon machte, da diese sich „Adam nicht fügen wollte“. Der Kern des Streites bildet das „nicht unten liegen wollen“ von Lillith; was darauf schließen lässt, dass es sich um eine Macht-Frage handelt. Mit der Machtfrage zerbrechen die Gleichberechtigung, die Augenhöhe und das Ebenbürtige. Dabei ist es völlig egal ob die Macht, oder die Machtlosigkeit zuerst da war. Beides kann nur miteinander entstanden sein: Das eine bedingt das andere. Ohne Licht kein Schatten, wie ohne Unten kein Oben und ohne Innen kein Außen. Weil das eine nicht ohne das andere sein kann, ist es völlig gleich nach der Ursache zu Fragen. Diese Frage ist so sinnlos wie die Frage danach, was zeitlich betrachtet „vor der Zeit“ war, oder die Frage danach, wohin sich das Universum ausdehnt und ob es etwas gibt das leerer ist als Leer.

So Unwichtig der Grund des Streites ist, um so wichtiger ist der Streit selbst. Lillith macht sich in der Folge auf und davon und hier scheiden sich die Geschichten. Wesentlich ist, dass Lillith mit dem Teufel und Kindsmord in Verbindung gebracht wird und das aus gutem Grund: Sobald es bei Mann und Frau um die Liebelei an sich geht, sind sie Gleichberechtigt und auf Augenhöhe. Doch sobald es um das Kind, zum einen in Form des Nachwuchs und zum anderen in Form der Beziehung an sich geht, spürt der eine die Abhängigkeit vom anderen und der andere die Abhängigkeit von einem selbst; die Abhängigkeit von der Liebe und allem was kommen mag. und hierbei geht es um die Kinder der Träume, Vorstellungen, Handlungen, Wünsche und Versprechen, etc. pp. die letztendlich in einem menschlichen Kind materialisiert sein können. Und das war gerade einmal vor 50 Jahren gar nicht so selten…. Kann Adam einfach abhauen und Lillith sich selbst mit dem materie gewordenen Kind überlassen, kann Lillith das nur tun, indem sie das Kind nach der Geburt ins Jenseits befördert und ihrerseits auf diese Art und Weise abhaut. Eine Variante erzählt davon, dass Adam ihr folgt und beide in der Hölle landen, Adam dort seine Flügel verliert und weil er nicht mehr fliegen kann, sich zum Herrscher der Hölle zu machen hat und zum Teufel selbst wird. Hier tritt der Kernpunkt des Streites wieder zu Tage: machen – Macht. Und das kann nur in der angsterfüllten Umgebung der Hölle gedeihen, denn aus Spielchen kann niemals Liebe und Macht entstehen. versucht man es dennoch, besteht immer die Gefahr das ge-machte zu verlieren….

Warum ist diese Geschichte heute so aktuell?

Durch die Errungenschaften der Zivilisation ist es uns Menschen ermöglicht worden den Vorgang der „sexuellen Revolution“ zu vollziehen. Ein Vorgang, der die Menschen von den Konsequenzen des Auslebens der Sexualität befreit. Aber nur in Bezug auf die Schwangerschaft! Die emotionalen Konsequenzen haben wir nach wie vor zu tragen und können uns deshalb mit dieser Geschichte so gut Identifizieren, vor allem was die Emanzipation der Frauen anbelangt, welche durch die Verhütungsmittel sich erstmalig in diesem Punkt dem Mann gleichstellen können: Nach dem Geschlechtsverkehr abzuhauen, ohne direkte Konsequenzen fürchten zu müssen. Ein weiterer Punkt den die Geschichte anschneidet ist das: „machen was man will“. Dass das so seine Tücken hat ist uns selten bewusst, doch darum soll es im Moment nicht gehen.

Die alte Geschichte der frühen Bibel geht weiter: Nachdem Adam alleine war, setzt die allseits bekannte Geschichte der Bibel an und Gott erschafft Eva aus Adams Rippe. Interessant ist, dass Muhyiddin Ibn Arabi aufgrund dessen Adam als Mutter betrachtet, da er Eva geboren hat und deshalb der Meinung ist, dass (ungeachtet der Lillith-Geschichte) der erste Mensch kein Mann, sondern eine Frau in Form einer Mutter war und es erst durch die Erschaffung der Eva, es in genau diesem Augenblick zu männlich und weiblich kommt; Adam zum Mann und Eva zur Frau wird. Eine brilliante Betrachtungsweise, da sie die Einheit von Adam und Eva unterstreicht und die macht-Frage außen vor lässt, denn hier haben wir wieder die Symbolik: Das eine kann nicht ohne das andere sein. Jeder Mensch ist beides: männlich und weiblich. Wir sind auch der Ausdruck dessen, müssen aber aufpassen, wenn wir diese Dinge an Körperlichem, oder Äußerem „fest-machen“ wollen. Da das Grundprinzip des Lebens die Sexualität ist, welchen unermesslichen Kraftstrom sich die Fortpflanzung zunutze macht, muss es in dieser Folge zur Polarisierung kommen. Deshalb muss einer Oben liegen und der andere unten, ansonsten kann der Verkehr, der Tanz nicht stattfinden. Es muss Schatten in der Folge von Licht geben und ein Innen und Außen, sobald sich der Kreis schließt. Der eine Muskel muss entspannt sein, damit der andere sich anspannen kann und umgekehrt. Der Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen Mächtig und Ohnmächtig, zwischen männlich und weiblich ist in Wirklichkeit ein Tanz der Sexualität. Es ist kein Kampf, sondern ein Tanz. Und genau deshalb entzweien sich Lillith und Adam, da keiner von beiden begreift, dass es ein Tanz und kein Kampf ist. Es geht nicht darum wer macht und wem gemacht wird, wer oben und wer unten liegt. Es geht darum, dass es ein Kreis ist und es scheißegal ist wer oben und wer unten ist.

Da beide Gleich und Ebenbürtig sind, kann der Tanz nicht stattfinden, es fehlt die Polarität. Man kann eine Batterie nicht Kurzschließen indem man die ebenbürtigen pole Plus und Plus, oder Minus und Minus, aneinander hält. So kann man keine Glühbirne betreiben. Da beide das nicht verstanden haben und nicht verstehen können, besteht die einzige Möglichkeit dennoch zu tanzen darin, dass sie sich entzweien und weiter so weitertanzen wie sie es wollen, wie sie es „machen“ wollen. Deshalb muss man parallel zu dieser Geschichte auch Lillith als Adam betrachten, welcher Lillith in der Gestalt des Adam verlässt. Und weiter Lillith als die Eva eines anderen Adams, welche mit dem Verschwinden selbst, aus einer Mutter geboren wird und in einem neuen Paradies, in der Gestalt der Eva, auf einen neuen Adam trifft. Das alte Paar asu Adam und Lillith muss zwangsweise in der Hölle sein, da sie ihre Bindung nur künstlich “machen” können. Eine Geschichte Ohne Hoffnung, wie es scheint.

Doch die Hoffnung steckt in der Geschichte von Eva und Adam, denn dort ist die Geschichte von Lillith etwas versteckter bereits enthalten, einzig und allein das Ebenbürtige zu Beginn fehlt: Die Polarität im Bild des Baumes der Erkenntnis zwischen Gut und Böse. In der Folge müssen die beiden außerhalb des Pardieses hart um ihre Liebe kämpfen und daran arbeiten ihre ständigen Oben-Unten-Fragen als Tanz und nicht als Kampf zu begreifen, unter welchem Lichte sie auf dem Acker des Lebens gemeinsam wachsen und gedeihen können. Gemeinsam entzweit und im Liebesakt wieder vereint und nicht im zerstrittenen getrennt-sein, vereint.

Um diese Geschichten in ihrer vollen Tiefe verstehen zu können, darf man sich nicht täuschen lassen. Das heißt, wenn es um „Geschlechterkämpfe, Geschlechtertänze“ geht: Ersetzt einfach die Begriffe männlich durch weiblich, Mann durch Frau und umgekehrt lest den Artikel erneut. Das ist simpelste Bewusstseinserweiterung und das ganz ohne Drogen und religiösem Zeremonien-Tam-Tam und Tralala.

Admin - 12:05:12 | Kommentar hinzufügen

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