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J.Maulbetsch

Blog: "Literatur - oder was man dafür halten kann"

Im Supermarkt des Lebens gehen wir Tag für Tag unseren Weg durch die Regale voller Waren. Bleiben hier und da stehen, schauen uns etwas genauer an und entscheiden uns dann, ob wir es gebrauchen können, oder nicht.
Das was du aus diesem Blog an Ideen gebrauchen kannst, nimm für dich mit. Alles andere lass getrost liegen.


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Atom

2019-03-21

Von den Sternen

Von den Sternen
 
Naturgesetze können nichts darüber aussagen WARUM die Dinge sind wie sie sind, sie können uns aber verständlich machen, mit welchen Prinzipien wir die Natur begreifen können. Oder anders formuliert: Naturgesetze sagen etwas darüber aus nach welchen “Regeln die Natur spielt”, wie sich etwas, ein Körper/Ding, verhält und nicht, warum etwas passiert. Es ist die Frage nach dem Wie, nicht nach dem Warum. (Vgl. Newton; Kant (Prolegomena); Feynman, Richard P., Vom Wesen physikalischer Gesetze, ISBN 978-492-21748-4, 2018, S. 51); uvm.)
 
Sterne gibt es in allen Formen, Größen und Varianten. Evolutionär betrachtet tauchten sie das erste Mal zu dem Zeitpunkt auf, als sich Raum und Zeit soweit entfaltet hatten, dass die riesigen Nebelschwaden aus Wasserstoffgas an sich selbst kondensieren konnten. Dank der Schwerkraft wuchsen diese winzigen Tröpfchen stetig zu immer größeren und dichter werdenden Wolken heran. Die Wolken wurden irgendwann so groß, dass sich wie bei einer Zwiebel einzelne Schichten heraus zu schälen begannen.
 
Durch die immer größer werdende Ansammlung an Masse nahm die Schwerkraft stetig zu und sorgte dafür, dass alle noch so kleinen Partikel Richtung „Zentrum“ wanderten. Das Zentrum stellt dabei die ausgedachte Sphäre rund um den Punkt dar, bei welchem die mathematischen Werte sich im Durchschnitt treffen und den „Nullpunkt“ ergeben. Ausgedacht deshalb, da es mathematisch einfacher ist ein starres Zentrum anzunehmen, als ein sich aufgrund der inneren Kernprozesse ständig änderndes, springendes und vibrierendes Zentrum. Im Grunde ist das bei der Größe dieser Organismen auch nicht wichtig. Das was hier zählt ist die Bewegungsrichtung der Teilchen von Außen nach Innen. Mit zunehmend aufeinander zu strebender Masse steigt auch der Druck im Zentrum an. Ist die Beschleunigung am Rande dieses nebulösen Gebildes noch recht schwach die auf neuankommende Partikel wirkt, wird diese zunehmend stärker, sobald man sich dem Zentrum der Anziehung nähert. Durch Experimente weiss man, dass ein erhöhter Druck eine erhöhte Temperatur durch eine erhöhte Bewegungs- und Kollisionsrate der am Druck teilnehmenden Teilchen zur Folge hat.
 
In diesem Universum aus Urnebel an Wasserstoff, kristallisieren sich also kleine Zentren heraus, die allen Nebel in ihrer unmittelbar erreichbaren Umgebung in einem Zentrum versuchen zu vereinen. Eine Art dreidimensionales Schwammgewebe ist im Begriff zu entstehen, in welchen “Poren” sich die Sterne wie Zellkerne bilden.
 
Doch bevor diese Gebilde zu leuchten beginnen können, muss sich der Nebel in ihrem Zentrum soweit verdichten, bis der Druck groß genug ist und aus der Implosion eine Explosion hervorgehen kann.
 
Durch den hohen Druck und dem damit verbundenen Temperaturanstieg strebt auch die Wahrscheinlichkeit im Zentrum 99,99..9% entgegen, dass es zur Kernfusion kommt. Dabei handelt es sich um einen Subatomaren Vorgang, bei welchem Wasserstoff zu Helium fusioniert. Die Einzelheiten kann man in jedem guten Physikbuch nachlesen. Was dabei allerdings wichtig ist sind zwei Dinge: Zum einen, dass es sich um einen verbindenden, aufbauenden, verschmelzenden Prozess handelt und zum anderen, dass der sogenannte “Tunneleffekt” maßgeblich daran beteiligt ist. Beim Tunneleffekt passiert es, dass ein Ereignis, welches nach den bekannten Maßstäben nicht gelingen kann, weil z.B. die Temperatur zu niedrig ist, bei jedem erneuten Versuch eine wenn auch geringe Wahrscheinlichkeit besteht, dass es dennoch geschieht. Z.B. kann ich aus dem Stand ca. einen Meter hoch springen. Jetzt muss ich allerdings eine 2 Meter hohe Mauer überwinden und das aus dem Stand heraus. Ich kann jetzt die Situation präparieren indem ich ein Seilzugsystem, oder ein Exoskelett verwende und den Sprung so schaffe. Das ist dasselbe, wie wenn ich bei der Fusion die Temperatur erhöhe. Das Ergebnis wird Wahrscheinlicher. Oder aber, ich versuche es so lange, bis es von sich aus klappt. Denn bei jedem Verusch besteht die geringe Wahrscheinlichkeit, dass ich es aufgrund von “göttlicher Tunneleffekt-Fügung” schaffen kann. Wie viele Versuche ich dafür brauche bleibt ungewiss. Es kann beim ersten klappen, oder aber erst beim 5*10³ -ten Versuch.
 
Da nun im Stern immer mehr Atome miteinander verschmelzen, steigt die Temperatur schlagartig an und es kommt zu einer Kettenreaktion. Im Prinzip explodieren in jedem einzelnen Augenblick ständig Wasserstoffbomben im Inneren eines Sterns. Die von Menschen gebauten Kernwaffen gebrauchen dasselbe Prinzip, brennen aufgrund ihres sehr begrenzten Brennstoffes aber nicht sehr lange. Wie man aus Kriegen her weiss, drückt eine Explosion nach außen und schafft Platz, schafft Raum und zerreißt den Stern in jedem einzelnen Moment von Innen heraus.
 
Das was den Stern daran hindert in die Weiten des Alls verstreut zu werden, ist die Schwerkraft. Diese implodierende, in sich zurückziehende, auf das Zentrum der Kernfusion zustrebende Kraft bewirkt die Zündung, welche dieser drückenden Schwerkraft entgegenwirkt und so ein Verschwinden des Materienebels verhindert.
 
Es ist also beides Notwendig: das Niederdrückende (deprimere. lateineische Wurzel für den Depressionsbegriff) und Expandierende, erleuchtende, erhellende und aus sich heraus nach außen strebende. Nicht zu vergessen die Bewegung der Teilchen und die Begegnung der Teilchen.
 
Dieses Prinzip findet man überall: Ein Muskel muss sich zusammenziehen, damit der andere sich strecken kann, um anschließend im Zusammenziehen, seinen Partner Strecken zu können. Im getrennt sein sind diese Vereint. Nur wer hungrig war, weiss was für ein Segen Essen ist. Wer Müde ist, weiss, was für ein Segen Schlaf ist. Wer nichts hatte, weiss was es für ein Segen es ist auch nur ein Bisschen zu haben. Umgekehrt betrachtet ist es das deprimierende: Wer viel hat, weiss wie es ist alles verlieren zu können. Wer übersatt ist, weiss wie viel Angst der Hunger machen kann. Wer weiss wie sich der Himmel anfühlt, spürt die Schmerzen der Hölle umso mehr. Nur wer Kleider hat, dem kann die Hose heruntergezogen werden.
 
Der Sprung ins Unbekannte, das eigene Durchzünden und Leuchten ist das, was die alten Meister als “Erleuchtung” bezeichneten. Das ist auch der Grund, wieso sie das deprimierende, einfache, die materiellen Armut dem Reichtum vorzogen: weil es so einfacher ist durchzuzünden. Wieso eher ein Kamel durch ein Nadelöhr geht, als ein Reicher in das Himmelreich.
 
Not ist der Schmerz derjenigen, die sich selbst gefunden haben; Not ist schwere Mühsal, denn diejenigen die sich nackt kennen sind es auch, die bei Frost frieren. Und es ist ihre harte Arbeit, die daraus hervorgeht, zu strahlen beginnt und Wärme bringt.
 
Finde deinen inneren Obdachlosen, folge ihm, denn er kennt den Weg, deinen Weg ins Zentrum.
Erkenne dich und deine Welt und vor allem: Liebe die dreckigen und schmutzigen Ecken und Monster die du darin findest.
Das bist du. Und du bist auch der Umgang mit diesem Dreck. Schlägst du deine inneren Monster, schlägst du dich. Umarmst und liebst du diese, umarmst und liebst du dich. Hast du einen Eimer voller Scheiße, dann schmeiß das Zeugs dort hin wo es gebraucht wird: Auf einen nährstoffarmen Acker und du wirst im Herbst mehr ernten können als im Jahr zuvor.
Wer nackt ist, dem kann nichtmehr die Hose heruntergezogen werden.
Wer ganz unten ist, kann nur noch steigen. Also bleibe unten, aber sei nicht der Prozess der dich nach unten bringt, denn der wirkt von ganz alleine.

Admin - 08:05:25 | Kommentar hinzufügen

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