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J.Maulbetsch

Blog: "Literatur - oder was man dafür halten kann"

Im Supermarkt des Lebens gehen wir Tag für Tag unseren Weg durch die Regale voller Waren. Bleiben hier und da stehen, schauen uns etwas genauer an und entscheiden uns dann, ob wir es gebrauchen können, oder nicht.
Das was du aus diesem Blog an Ideen gebrauchen kannst, nimm für dich mit. Alles andere lass getrost liegen.


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2019-05-06

Was heißt es, wenn wir unser “Leben leben”?

Was heißt es, wenn wir davon sprechen unser „Leben zu leben“?
 
Meinen wir damit, dass wir uns mit all dem zu Identifizieren haben wie wir anderen erscheinen?
Sind wir die Kleidung die wir tragen, das Auto das wir fahren? Sind wir die Namen die wir und andere uns geben; das Geld das wir verdienen, den Job den wir haben? Sind wir die soziale Stellung die wir wollen - meinen zu haben, die andere uns zuweisen; die sozialen Spiele die wir leben, für wahr halten, weil wir in Wirklichkeit keine Ahnung haben was es bedeutet: zu leben?

Den Urlaub den wir uns nehmen in irgendeinem Eck der Welt das wir als Paradies bezeichnen, weil wir abreisen bevor uns die Gewohnheit einholt. Ist diese dann endlich dort, sind wir längst fort und erzählen längst allen denen wir begegnen in der Gegend die wir „zu Hause nennen“ die langweilige Wirklichkeit verpackt in hübsche Worte und Geschichten, damit ja keiner daran erinnert wird, dass wir nicht wirklich leben, sondern in unseren toten Vorstellungen in den endlosen Weiten des Nimbus von Vor-Stellung zu Vor-Stellung dahin treiben.

Leben nennen wir es, wenn wir berauscht all das tun was wir gerne tun würden, uns das alles aber in der nüchternen Wahrheit niemals trauen würden. Man hat ja Angst davor was die anderen denken, wohin diese unsere Gedanken, Worte, Taten, soziale Spiele und Gewohnheiten lenken. Werden wir uns dessen für einen winzigen Augenblick gewahr, spülen wir alles mit dem nächsten Rausch runter und ziehen uns weiter in unser Leben voller verletzter Vorstellungen zurück, von denen wir aber glauben: das sei echt!

Echte Arbeit, echtes Geld, echtes Haus, echte Liebe, echte Familie, echte Freunde und echte Freiheit.

Und haben wir uns dann durch das echte Leben treiben lassen und alles getan was von uns verlangt wird, dann dürfen wir uns ins Wartezimmer setzen in irgendeinem Todesbunker den wir „Altenheim“ nennen. Darin vegetieren wir dahin, auf dass der große Erlöser Tod vom Himmel herabfährt und das letzte Stück Leben in uns nimmt.

Wir siechen dahin und niemand hat Zeit, ein Herz, Liebe für uns. Wir sind alleine, denn allen nur eine Last auf den Schultern ihrer Vorstellungen vom Leben. Und wir erkennen im dahin dämmern was es ist wirklich zu leben: das Leben bewahren, den Planeten schützen, nicht für mich, oder für dich, nicht für die die mir schmeicheln, nicht für die die wir lieben, nein für all diejenigen die wir nicht kennen, für all diejenigen die wir hassen und unsere Liebe nicht verdient haben.

Dankbar zu sein für das einfache Essen das man hat, dafür, dass man lebt weil man lebt. Dafür, dass Leben und Liebe immer Grundlos sind und man dieses nicht zu verdienen hat. Dafür, dass man frisches Essen zubereiten kann das einen stärkt und gesund macht, damit man eben all das im Leben bewirken kann was wirklich zählt: Dass es egal ist was jemand sagt, meint, spricht und betont; es einzig auf die Taten ankommt. Das nicht alles von Pomp, offiziellem Blabla und Tam-Tam begleitet sein muss, sondern das manchmal weniger mehr ist. Weil wir alle keine allwissenden Diktatoren sind die der Welt zu befehlen haben wie das gute Leben auszusehen hat - sollten wir unser eigener Diktator sein der sich mit Liebe und Erfüllung be-herrscht.

Und langsam begreifen wir: Um zu sein wer man ist hat man so zu sein wie man ist und um diese Freiheit zu erlangen haben wir nur eins zu tun: den dahinsiechenden Tod überwinden und zu springen, zu fliegen, Freiheit erlangen und damit umzugehen lernen.

Wir erkennen, dass alle die uns sagen wollen wie man zu sein hat zögern, es nicht schaffen und uns starr vor Angst zuschauen wie wir springen und fliegen. Und uns dafür hassen, dass wir das schaffen was sie nicht können. Und dafür haben wir diese Menschen zu achten und zu lieben, denn in anderen Augenblicken sind wir genau wie sie: Denn in wieder anderen Augenblicken können wir nur starr zuschauen wie diese springen und fliegen.

Und wir spüren das erste Mal in unserem Leben Frieden und wissen, dass wir nach langem dahin-siechen, wenn auch nur für einen Augenblick, gelebt haben. Wirklich, echt gelebt haben….

Admin - 08:28:33 | Kommentar hinzufügen